Über allem ist nichts

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Johannes Preßl; Eine junge Pilotin gibt sich dem Traum von der unendlichen Freiheit hin und wird dabei bitter enttäuscht. (DR) Für seinen Debütroman hat sich Gunther Neumann ein Umfeld ausgesucht, in dem er sich aufgrund seiner beruflichen Vergangenheit bestens auskennt. Seine Missionen für die OSZE, die EU und die UNO führten ihn in viele Krisenzonen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas, und so war ihm die Welt der internationalen Flughäfen bald vertrauter als seine Heimat Linz. Zu seiner Hauptfigur macht der Autor die Enddreißigerin Clara Fink, die ihren Traum vom Fliegen mit aller Konsequenz verwirklicht und Heimatlosigkeit zu ihrem Lebensprinzip gemacht hat. Die ehemalige Stewardess absolviert auf private Kosten eine Pilotenausbildung, fliegt bis zur totalen Erschöpfung als Copilotin für eine spanische Billig-Airline und kämpft für die Zulassung zum Kapitänskurs. Ihr Privatleben entgleist dabei völlig. Seit sie als Kind von einem Pseudo-Onkel an einem bayerischen See missbraucht und später Opfer einer Massenvergewaltigung in Mombasa und Colombo wurde, ist sie zu keiner fixen Bindung mehr fähig. Ihre spärliche Freizeit verbringt sie mit Matthias, einem geschiedenen Münchner Anwalt, sowie mit ihrem Ex-Fluglehrer, dem Madrilenen Gabrio, dessen Macho-Charme sie immer wieder verfällt. Als sie endlich zur Kapitänin aufsteigt, wird ihr Arbeitgeber insolvent und Clara versucht, in Sri Lanka zu sich selbst zu finden. Gunther Neumann hat einen großartigen Roman geschrieben, der das "Unterwegssein in der großen, weiten Welt" als gefährliche Täuschung entzaubert. Sehr empfehlenswert!